Eine Benediktinerkapelle

Abt Heinrich III. von Groß-Martin in Köln (1695 - 1726) ließ mit Genehmigung des erzbischöflichen Generalvikariats vom 28. Juni 1710 in dem oberhalb Merten gelegenen Wulferbusch eine Kapelle bauen.

Einige Mönche dieser Abtei richteten sich daselbst wohnlich ein und hielten Gottesdienst in der Kapelle, wodurch die Einwohner von Merten und den benachbarten Ortschaften ihren Pfarrkirchen entfremdet wurden.  Der altersschwache Pfarrer Johann Hagen von Merten zog sich von den Pfarrgeschäften zurück und die Benediktiner Fiedler und Bald traten für ihn ein. Als aber im Jahre 1726 in der Person des Gerhard Sommer ein neuer Pfarrer die Stelle antrat, erhob sowohl dieser als auch die Pfarrgemeinde in getrennter Eingabe bei der erzbischöflichen Behörde gegen die Niederlassung der Mönche Einspruch. Der in mehrfacher Beziehung bemerkenswerte Protest der Pfarreingesessenen lautete:

„ Wir endsbenenten geben ein Zeugnis der Wahrheit, dass unsere Pfarr Merten und Trebelsdorf, welche in kurzem Bezirk liegt, nebst unserm hr. pastoren versehen seyn mit einem sacellan und wir alle sonn- und feyrtag predig und christlicher lehr zwei messen haben, eine frühe morgens, die hohe meß aber um neun uhr. Auch muß unser sacelalanus wochentlch an sanct sebastiani altar seine messen lesen, dass wir so wohl werk als feyrtag mit priestern, ämbtern der h. messen und gottedienst wohl und genugsam versehen seint, in auch unser pfarrkrichen von vielen jahren her die bruderschaft Jesu Maria und Joseph zur befürderung der christlichen lehr und alle feyrtags in der fasten die creutzandacht mit aussetzung des hochwürdigen guts gehalten wird. Dass also nichts begehet, was zur befürderung unserer seelen heil könnte erfordert werden. Wir haben auch eine capel

Zu Trebelsdorff, so zu dieser pfarr gehöret, worin der herr pastor wöchentlich zweimahl mess liest unf auf die aposteltag die christliche lehr haltet. Nicht weniger seint die nechst umliegenden pfarren als Roesberg, Hemmerich, Waldorff und Walberberg mit ihren sacellanen versehen, dass gott sey lob gar kein mangel an priestern und seelsorgeren verspühret werde. Auch keine eine andere als unsere pfarrkirch zu Merten und St. Vincentio capel zu Trebelsdorff in der pfarr verlanget und begehret.

Weiteres geben wir Zeugnis, dass die jüngst aufgerichtete capel am wülferbusch nit einen vierten theil von einem viertel stund, sondern also zu reden, gleichfals auff unserer pfarrkirchen liege, zweitens dass der der Ort, wo die capel stehet, vor wenig jahren ein verwürfflicher platz und herrn Weierstrafs zu Cöllen zugehörig gewesen, von pater Valck aber, als er nahmens  unseres verstorbenen hr. pastors (Joannis) Hagen diese Pfarr bedienet, die hecken ausgerottet und ein kleines capelchen gleich einem heiligenhäuschen von leimen wänden ums Jahr 1717 darauff gesetzt, und mit verachtung unserer Pfarrkirchen und murren der nachbahren einige andacht des freytags in der fasten von ihm zu halten angefagen worden, wozu er in ermangelung des geläuts mit den pfarrglocken leuten lassen, bis unser jetziger hr. pastor, welcher 1726 hingekommen, solches zu der pfarrkirchen nachtheil nit mehr gestatten  wollen. Gemeltes capelchen hat Pater Valck , jetz abbt zu goß s. Merten binnen Cöllen, 1733 von der platzen führen lassen und in seinen wänden und tach verbleibend neben seinem new auffgerichteten baw in einen kühstall, in welchem jetz zwei küh stehen, verkehret, wie würklich noch hzu sehen ist. Demnächst hat er selbiges  jahr angefangen, ein sehr große capel, welche unserer pfarrkirchen in deer größe schier gleich ist aus steinen aufbawen, er ist  aber durch ein verbott, wie wir gehört haben, von hoher geistlicher obrigkeit noch vor sanct Michaels tag gestöhret worden, und wir haben gesehen, dass er mit dem bawen eingehalten.

Nachmahlen hat er wiederum fortgefahren, die mauren auffzusetzen, das holzwerk darauf zu schlagen und 1734 den 29. Julii den Thurm darauff gesetzt und d. 3. Novembris auff st. Huberts tag, nachdem er einige ceremonien in und außer der capel verrichtet, mess und predig selber darin gehalten; und er hat durch einen seiner pater in der fasten dieses jahr angefangen von zweyten freytag an die fasten hindurch teutsche lieder zu singen und zu predigen auff selbigen täg, wan die fastenandacht in hiesiger pfarrkirchen gehalten wird. Jetz 1735, den 16. May hat er wiederum angefangen, die fundamente für einen newen flügel eines newen convents zu graben, wie er würklich noch fortfahret. Als bezeugen wir alles, wie jetzt gemeldet, wahr zu seyn. Merten 1735 d. 19. May.

Joes marx als Zeug und bin bereit, dieses aidtlich zu bedauren.

Hilger Klein als Zeug und bin bereit, dieses aidtlich zu bedauren (betheuern). Pro concordanttia cum originali Barthol. Bertert, nots. Apost. Et Caesareus publicus approbatus, subcrpsi mpr  (Die beglaubigte Abschrift im Archiv der Pfarrkirche).

Gleichzeitig remonstierte Pastor Sommer, indem er besonders hervorhob, wie die benachbarten Pfarrer von Walberberg, Sechtem, Rösberg, Waldorf und Hemmerich sich beklagten, dass ihre Parochianen, wie auch die von Merten, durch das Glockengeläute der Kapelle  dem allgemeinen Pfarrgottesdienst, "als Predigt, Christenlehre oder anderer geistlicher Nahrung" entfremdet würden.

Im Jahre 1741 starb der Benectinerabt Adrian Valck. Zwei Jahre später kaufte Pastor Sommer die Besitzungen desselben in Merten und Trippelsdorf, woraus hervorgeht, dass die Benectiner Kapelle und Konvent am Wulferberge aufgegeben hatten.