Anleitung

Sie haben die Möglichkeit den Weihnachtsweg in verschiedenen Varianten und auf von Ihnen selbst gewählten Wegen zu gehen. Startpunkt ist die Vinzenzkapelle (Kapellenstraße). Hier können Sie den 1. Teil der Weihnachtsgeschichte lesen (vorlesen) und entscheiden, ob Sie den direkten Spuren der Weihnachtsgeschichte folgen oder einen längeren Spaziergang entlang verschiedener Stationen an Mertener Wegkreuzen vorbei machen möchten.
Ein Lageplan mit den möglichen Stationen ist unten dargestellt. Für jede Station haben wir einen Text vorbereitet.

Karte vom Weihnachtsweg 2022

Länge Station 1 bis 9 ca. 3,6 km (Dauer ca. 1,5 - 2,0 h)

 


1. Station an der Vinzenzkapelle   (GoogleMaps)

Die Weihnachtsgeschichte 1. Teil (frei nach Wilfried Pioch)

In der kleinen Stadt Nazareth lebte eine junge Frau. Ihr Name war Maria. Eines Tages hatte sie ein wunderbares Erlebnis. Maria hörte hinter sich eine Stimme, die sagte: „Ich begrüße dich, Maria, Gott ist mit dir." Das war ein ganz anderer Gruß, als sie ihn sonst täglich hörte. Maria spürte, dass jetzt eine wichtige Stunde ihres Lebens gekommen war. Sie sah sich um. Woher kam die Stimme? Helles Licht sah sie. In diesem Licht nahm sie eine Gestalt wahr. „Das ist eine Botschaft von Gott", durchfuhr es Maria. „Es muss ein Engel sein." Maria erschrak. Sie hörte die Stimme sagen: „Du wirst bald ein Kind bekommen, einen Sohn. Dein Kind wird Gottes Sohn genannt werden, denn Gott sendet ihn als Retter, um dem Volk Israel und der ganzen Welt zu helfen." Als sie sich dann umsah, war weder die Lichtgestalt zu sehen, noch die Stimme zu hören. Maria wusste genau, es war kein Traum, sondern ein ganz besonderes Erlebnis. Maria hatte einen jungen Mann sehr lieb. Er war von Beruf Zimmermann. Er baute Häuser und sägte aus Bäumen die Balken dafür zurecht. Sein Name war Josef. Eines Tages kam Josef früher als gewöhnlich nach Hause. „Was ist denn los?" fragte Maria, „du bist ja so aufgeregt." „Auf dem Marktplatz waren römische Soldaten. Sie haben einen Befehl des Kaisers vorgelesen", berichtete Josef, "alle Menschen sollen gezählt werden. Die Namen sollen aufgeschrieben werden. Wer irgendwo ein Stück Land besitzt, muss sich in dem Ort zählen lassen, wo sich seine Äcker oder Wiesen befinden.

Darum müssen wir nach Bethlehem. Dort haben mein Vater und mein Großvater gewohnt. Da gibt es auch noch Land, das mir gehört." „Jetzt sollen wir nach Bethlehem wandern?" fragte Maria, „in wenigen Tagen kommt doch unser Kind zur Welt." Josef antwortete: „Es wird uns nicht erspart bleiben. Du weißt, die Römer haben unser Land besiegt. Wenn sie befehlen, müssen wir gehorchen." Maria dachte daran, dass ihr Kind ein besonderes Kind sein sollte. So hatte es der Engel gesagt. Und Bethlehem war ein besonderer Ort, denn hier hatte einst der König David gelebt. Manche Menschen sagten auch: „Eines Tages wird in Bethlehem der Retter für unser Volk geboren." Maria sagte zu Josef: „Dann werden wir also wandern müssen."

Gebet:
Wo ich gehe, wo ich stehe
bist du, guter Gott bei mir.
Wenn ich dich auch niemals sehe,
weiß ich dennoch: du bist hier.
Amen


2. Station: Am Wegkreuz Ecke Bachstraße/Brahmsstraße)  (GoogleMaps)

Der aufsässige Engel

Ferdinand Feddersen war seit über 30 Jahren Buchhalter. Er lebte im Stunden- und Minutentakt, stand jeden Morgen um Punkt sieben Uhr auf, kam um Punkt acht ins Büro, aß das Mittagessen um Punkt zwölf – und das auch samstags und sonntags. Er las viel, alles, was mit Zahlen zu tun hatte: Statistiken, Steuererklärungen, Rechnungen und Börsenberichte. Um zehn Uhr abends gab es Ferdinand Feddersen nur noch horizontal – auf knapp zwei Quadratmetern. Bei Feddersen hatten es Propheten einfach. Alles lief jeden Tag genau gleich ab.
 
Es war am letzten Arbeitstag vor Weihnachten. Feddersen hatte nicht viel übrig für so emotionale Dinge wie Heiligabend, Engel und Essen mit über 600 Kalorien. Das war etwas für Menschen, die ihr Leben nicht im Griff hatten. Er verließ sein Büro um 20:30 Uhr – als Letzter. Das war er gewohnt und es störte ihn nicht. Sein Chef hatte mal gesagt: „Wenn Sie weiter so pünktlich sind, können wir sämtliche Uhren in der Firma abmontieren.“ Heute an Heiligabend war etwas anders. Seine Abrechnung ging nicht auf. Das beschäftigte ihn, als er sich auf den Nachhauseweg machte. „Die 50 Euro 25 Cent muss ich morgen noch suchen. Ärgerlich!“ Ob es der neue Verkäufer war, der dieses Geld einfach aus der Kasse genommen hatte? Während Feddersen so grübelte, bemerkte er einen kleinen grauen Fleck auf seinem linken Schuh. Schnell bückte er sich und putzte diesen Fremdkörper weg. „Pünktlich wie immer, Herr Feddersen.“ Heute hatte Tobler Pförtnerdienst – der Einzige, der sich immer über Feddersen lustig machte. „Stimmt“, sagte Feddersen. Es gab Wichtigeres als Tobler. „50 Euro 25 Cent“, dachte er dann wieder und sagte: „Schönen Abend noch.“ An der Haltestelle stieg er in den Bus. Dabei sprach er ein paar Worte mit dem Fahrer Willy Otremba. Der fuhr schon immer diesen Bus – und nervte Feddersen jedes Mal. Otremba verwendete in jedem Satz das Wort „Aah“. „Aah, hatten Sie einen guten Tag?“, „Aah, geht es Ihnen gut?“, „Aah, schönen Abend noch, Herr Feddersen und bis morgen.“ Feddersen fragte sich schon dann und wann, ob das Leben von diesem Otremba eigentlich nur aus „Aah“ bestand. Gestern waren es zwölf „Aah“. Der Durchschnitt lag bei drei bis sechs – außer Otremba hatte eine Krise. Was sich in etwa so äußerte, dass er über zwei Minuten lang ohne Unterbrechung redete. Feddersen nickte dann jeweils nur. Das war seine Form von Zustimmung und seiner Meinung nach die beste Methode, diesen unendlichen Monologen ein Ende zu setzen.
 
Als Feddersen, wie gewohnt, auf seinen Stammplatz ganz hinten links zusteuerte, sah er jemanden auf SEINEM Platz sitzen! Ungläubig starrte er diese Person an, als wäre sie eine Außerirdische. Dass die es überhaupt wagte, sich dorthin zu setzen, an seinen Platz, den er seit über zehn Jahren belegte und wo noch nie jemand anders als er gesessen hatte. Otremba, dieser Verräter, hatte es noch nicht einmal bemerkt! Dabei hatte Feddersen ihm heute besonders lange zugehört! Ich werde mich beschweren, dachte Feddersen. Zuerst bei dieser ungehobelten Person und dann bei Otremba! „Wissen Sie nicht, dass das mein Sitzplatz ist?“ Erst jetzt bemerkte Feddersen, dessen Gemütslage sich seit dem Erkennen dieser eindeutigen Strafhandlung um mindestens 33 Prozent verschlechtert hatte, wen er da vor sich hatte. Eine riesige Frau. In Lederhosen und Lederjacke.   
 
Eine Rockerin! – dachte er entsetzt. „Doch, natürlich weiß ich das.“ „Ja, warum setzen Sie sich dann auf diesen Platz. Auf MEINEN Platz?“ „Ach weißt du, Ferdi, das Leben bietet so ungemein viel mehr, als jeden Abend am gleichen Platz zu sitzen.“ Ferdi? Was war denn das für eine unverschämt freche Frau? Woher kannte die ihn überhaupt? „Feddersen. Ferdinand Franz Feddersen! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns kennen.“ „Ja, das glaube ich dir. Du kannst mich auch nicht kennen. Aber ich kenne dich. Ich bin nämlich ein Engel.“ Das war nun doch zu viel für Feddersen. „Also erlauben Sie mal!“ „Aah. Ist was, Herr Feddersen?“, rief es aus dem Führerstand, und nach Otrembas Blick zu urteilen, konnte dieser nicht verstehen, warum Feddersen so brüllte. „Warum setzen Sie sich nicht?“ „Ferdi“, mitleidig schaute ihn die angebliche Rocker-Engelin an, „der Fahrer kann mich nicht sehen.“ „Er kann was?“ „Er sieht mich nicht, verstehst du? Engel sind nun mal unsichtbar. Außer für die Menschen, denen wir eine Botschaft zu überbringen haben.“ Blitzschnell setzte sich Feddersen auf den Platz vis-à-vis. „Aah. Geht es Ihnen gut?“, hörte er Otremba rufen. „Wie bitte? Ja, ja. Ich übe nur ein bisschen fürs Theater, wissen Sie. Jetzt, wo noch niemand anderes im Bus ist, kann man das ja.“ Otremba drehte sich um. „Aah, für welches Stück üben Sie denn?“ „Nathan der Weise – von Lessing.“ „Aah“, sagte Otremba und drehte sich wieder in die gewohnte Position mit Blick nach vorne und startete den Bus.
 
„Was wollen Sie von mir?“ Ferdi war froh, dass er sich nun wieder seiner außerirdischen Begegnung zuwenden konnte. „Wie darf ich Sie übrigens nennen?“ Diese Frage war berechtigt. Es war das erste Mal, dass er mit einem Engel, ach nein, mit einer Engelin sprach. „Angela Roswitha Johanna. Vom AFBDNVZL.“ „Woher …? Was heißt AFB …?“ „Abteilung für Buchhalter, die nur von Zahlen leben.“ „Aah … Ich meine, ach so.“ Feddersen stutzte bei seinen Worten. Was ging da in ihm vor? „Woher kennen Sie mich überhaupt? Wie kann ich wissen, ob Sie hier nicht einfach so ‹Engel› spielen?“ „Du willst Beweise? Vorgestern hast du die Löhne für die Mitarbeiter überwiesen. Zu Mittag hast du 300 Gramm weiße Bohnen gegessen und 5 Deziliter Apfelsaft dazu getrunken. Das war auch der Grund, weshalb du auf dem Nachhauseweg so viel Wind gemacht hast.“ „Wind?“ „Nicht nur Gebete steigen zum Himmel empor.“ „Aah, der Wind, der Wind, das himmlische Kind“, schaltete sich Otremba wieder ein. „Auch so ein Theater. Hab ich in der Schule gespielt. Ist das auch von Lessing?“ „Lessing? Nein.“ Langsam wurde der Buchhalter Ferdinand Franz Feddersen sehr, sehr nachdenklich. Er wusste, wie man Jahresergebnisse beeinflussen konnte. Es gab viele Möglichkeiten, ein schwieriges Jahr mit buchhalterischen Maßnahmen zu einem positiven Ergebnis zu korrigieren. Doch das hier war etwas Neues. Das kannte er nicht. Auf Engel hatte man ihn nie vorbereitet. Hier fand er keinen Ausweg. Ob „seine Zeit“ nun gekommen war? „Also gut, ich bin bereit“, flüsterte er, damit Busfahrer Otremba ihn nicht schon wieder hören konnte. Unsicher, ob er nun das Richtige machte, neigte Feddersen sein Haupt so tief er konnte, in Erwartung seines wie er vermutete, nahenden Endes. „Was machst du da?“ Angela Roswitha Johanna lächelte. „Willst du, dass ich dich zum Ritter schlage? Das machen wir Engel eigentlich nicht. Wir überbringen nur Botschaften.“ „Ich dachte, Sie wollten mich in den Tod holen!“ „Aah, das klingt ja ganz dramatisch in diesem Lessing“, meldete sich Otremba – an einer Ampel wartend. Feddersen atmete tief ein.
 
Draußen stürmte und schneite es inzwischen. Manchmal spürte man, wie der Bus über holprige Straßen fuhr. Wie er an manchen Stellen leicht rutschte. Otrembas ganze Erfahrung war gefragt. Stürmisch, genauso sah es auch in Feddersens Innenleben aus. „Dein Dasein besteht nur aus Zahlen! Ich bin dir schon etliche Male begegnet – und zwar so, wie Engel eben aussehen. Aber du hast es gar nicht bemerkt. Es ist verrückt! Du weißt genau, wann du wie viele Deziliter trinkst, wer wie viele Schritte in deinem Büro macht, wie der aktuelle Stand aller Konten ist und suchst vor allem deine 50 Euro und etwas mehr, und das alles in wahrer Perfektion! Ferdinand Franz Feddersen, du wirst von deinen Zahlen gelebt!“ „50 Euro 25 Cent, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Aber ich mache ja all meine Arbeit und bin sehr pflichtbewusst. Was sollte falsch daran sein?“ „Aah, war wohl kein so reicher Mann, dieser Lessing?“ Otrembas nächste überflüssige Frage. „Hast du einen Freund?“ Diese Engelsfrau wollte aber auch alles wissen! „Ja ... äh, das heißt ... eher nein.“ „Kennst du andere Menschen?“ „Ja, da kenn ich echt viele.“ Feddersen hätte sich gewünscht, seine Aussage würde überzeugender klingen. Aber so, wie ihn Angela ansah … „Nein Ferdi. Ich meine wirklich ‹kennen›.“ „Was meinen Sie, ach was soll’s, was meinst du damit genau?“ „Jemand, der dich braucht und dich einfach gerne hat. Der dich aus deinen Gedanken holen kann und auch in stürmischen Zeiten zu dir steht. Man entdeckt sie leider nicht immer einfach so. Ihre Stärken sind ihre Treue und Zuverlässigkeit. Sie sind da, wenn man sie braucht. Glaube mir Ferdi, Zahlen sind sinnvoll und gehören zu deinem Job. Aber bloß solange sie dir nicht das Zentrale des Lebens wegnehmen. Menschen können ohne Zahlen leben. Aber Menschen können nicht ohne Menschen leben!“ „Mich braucht eigentlich niemand und niemand hat mich gern“, erwiderte Feddersen trotzig. Angela Roswitha Johanna sah ihrem Gegenüber zwinkernd in die Augen und sagte: „Aah?“ – und dann war sie weg.
 
„Aah“, hörte sich Feddersen sagen. Völlig verdutzt schaute er sich im Bus um. Nur er und Otremba waren da. Die 50 Euro und etwas mehr waren weit, weit weg. Fast unhörbar flüsterte er: „Aah ...“ „Aah! Scheint ein gutes Theater zu sein, könnte direkt von mir stammen.“ Otremba grinste in den Rückspiegel. „Wissen Sie was, Herr Feddersen? Dies ist meine letzte Tour. Ich werde morgen, am Weihnachtstag, pensioniert. Ich habe nie viel gefeiert, doch weil Sie für mich immer so etwas wie ein Engel waren in all den Jahren, würde ich gerne mit Ihnen etwas essen gehen.“ Otremba sah Feddersen mit hoffnungsvollen Augen an. „Natürlich nur wenn Sie möchten.“ Ferdinand Franz Feddersen stand verdutzt auf, tappte nach vorne, setzte sich neben Willy Otremba hin und sagte „Aah!“
Autor: Andreas Räber

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3. Station: Grabkreuz am Eingang der Kirche (Trippelsdorfer Seite)   (GoogleMaps)

Stern der Weihnacht

Geh in uns auf, du leuchtender Stern der Weihnacht,
damit das Dunkel in uns von deinem Licht
überwunden und verwandelt wird.

Zieh uns an, du heller Stern der Weihnacht,
damit wir herausfinden aus den Gedanken,
mit denen wir nur um uns selbst kreisen.

Geh uns voran, du schöner Stern der Weihnacht,
damit wir den nächsten Schritt mutig wagen
auf dem langen Weg zur tieferen Versöhnung.

Spiel uns ein Lied, du lieblicher Stern der Weihnacht,
damit wir den Ton finden für die Melodie des Friedens
unter uns Menschen auf dieser Erde.

Führ uns zum Kind, du klarer Stern der Weihnacht,
damit wir uns berühren lassen von seinem Geheimnis
und darin all das finden, was uns heilt und tröstet.


4. Station: Marienstatue Ecke Beethovenstr./Offenbachstr.   (GoogleMaps)

Warum der Engel lachen musste

Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.

Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. So lockerte sich z.B. an der Futterraufe ein Brett, aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug, und in der Stalllaterne fehlte das Öl.

Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.

Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück.

Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.

Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merkten konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels. Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte.

War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme " Ein Kind ist uns geboren ...", konnte aber nichts sehen. Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß daraufgestellt. "Heilige Nacht hin oder her", sagte die Katze zu der entsetzten Maus, "jetzt krieg ich dich!" Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blökten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne. Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt.

Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. Im gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall. Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, „Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht“. Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt. Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte. Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit.

Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte.

Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden - die Fledermäuse - wie damals im Stall von Bethlehem.

Autorin: Jutta Fellner-Pick

 


5. Station: Alter Friedhof   (GoogleMaps)

Die Weihnachtsgeschichte 2. Teil (frei nach Wilfried Pioch)

In einem Land weit im Osten, da gab es weise Männer. Sie beobachteten an jedem Abend, wo die Sterne am Himmel standen und welche Bahn sie zogen. Sie machten sich auch viele Gedanken darüber, was die Bewegungen der Sterne zu bedeuten hatte. Darum hießen sie Sterndeuter.

Eines Tages waren sie ganz aufgeregt. Am Himmel sahen sie eine merkwürdige Erscheinung. Zwei Sterne kamen immer näher aneinander heran. Nach einiger Zeit sahen die beiden Sterne wie ein neuer großer Stern aus. „Du weißt doch, den einen nennen wir den Königsstern", sagte einer der Sterndeuter. Der andere antwortete: „Ja, und der andere ist der Stern der Juden." „Dann muss wohl im Lande der Juden ein ganz bedeutender, mächtiger König geboren worden sein", meinte ein dritter Sterndeuter, „lasst uns dieses Kind besuchen. Es wird sicher einmal ein mächtiger König."

Aufgeregt redeten sie durcheinander und fingen an, die Reise vorzubereiten. Sie besorgten sich Kamele, denn der Weg ins Land der Juden führte auch durch Wüsten, die sie nur mit Kamelen durchqueren konnten. Selbstverständlich wollten sie dem neugeborenen König auch Geschenke mitbringen. Einer der Sterndeuter nahm Goldstücke mit, ein anderer eine Dose mit Weihrauch, das sind Körner, die wenn man sie ins Feuer wirft, einen herrlichen Duft verbreiten. Der dritte nahm eine kleine Flasche mit kostbarem Öl mit, womit Könige gesalbt wurden. Man nennt dieses Öl Myrrhe.

Da die drei weisen Männer glaubten, auf dem Weg zu einem König zu sein, ritten sie zunächst zur Hauptstadt des Landes der Juden. Als sie endlich die Stadt Jerusalem erreichten, ritten sie dort zum Palast des Königs des Landes. Er hieß Herodes. Er ließ sich von den Sterndeutern genau erklären, wann sie zum ersten Mal den Schein des hellen Sterns gesehen hatten. Dann sagte er ihnen: „Nicht weit von hier liegt eine kleine Stadt mit Namen Bethlehem. Wahrscheinlich findet ihr dort das Kind, das ihr sucht. Doch wenn ihr es gefunden habt, dann müsst ihr unbedingt hierher zurückkommen. Natürlich will auch ich dieses Kind besuchen." Und so zogen die Sterndeuter weiter.

Gebet:
Lichtreicher Gott,
ein neuer Stern leuchtete auf,
als Jesus geboren wurde.
Die weisen Männer sahen den Stern.
Sie brachen auf und gingen einen weiten Weg,
um den neugeborenen König, Jesus zu finden.
Hilf, dass auch wir uns immer wieder
auf den Weg zu Jesus machen.
Denn er ist unser König,
er will unter uns wohnen.
Er bringt Frieden und Hoffnung für alle Menschen.
Amen

 


6. Station: Herrenkreuz (Ecke Friedensweg/Rüttersweg)   (GoogleMaps)

Tim und der Weihnachtsstern

In der Vorweihnachtszeit sind alle Kinder ganz besonders aufgeregt. Das war vor hundert Jahren so und ist auch heute noch so geblieben. Tim ging es genauso. Jeden Abend, wenn er in seinem Bettchen lag, fragte er sich, ob es den Weihnachtsstern wirklich gibt. Vor zweitausend Jahre habe er die Geburt des Jesuskindes angekündigt, die drei Waisen zu ihm geführt und den Hirten den Weg zum Stall gewiesen. Jedes Jahr zum Weihnachtsfest leuchtet er auch heute noch strahlend am Himmel. Er leuchtet viel heller als die anderen Sterne und jeder kann ihn sehen, wenn er will. So erzählt man. „Gibt es den Weihnachtsstern wirklich?“ frug er fast jeden Abend die Mutti, wenn sie ihn ins Bettchen brachte. Und wie immer antwortete die Mutti: „Natürlich gibt es den Weihnachtsstern. Du musst nur richtig hinsehen.“ Dann blickte Tim so lange durch sein Fenster in den Sternenhimmel, bis er einschlief. Den Weihnachtsstern hatte er noch nie gesehen.

Es war die Nacht vor dem Heiligen Abend. Wieder hatte Tim in die Sterne geschaut. Da, plötzlich, fiel ein Mondstrahl auf sein Bett und eine Stimme sprach: „Komm, Tim, steig auf, ich bringe dich zum Weihnachtsstern!“ Tim rieb sich die Augen. Wachte oder träumte er? Da sprach die Stimme ein zweites Mal: „Nun komm schon, ich kann nicht ewig warten.“ „Wer bist Du?“ frug jetzt Tim. „Siehst du mich denn nicht, ich bin ein Mondstrahl! Nun steig schon auf, ich kann dich tragen.“ Nun wollte Tim nicht länger warten, schnell setzte er sich auf den Mondstrahl und los ging die Reise. Vorbei am großen Wagen, an der Milchstraße und am alten Vater Mond bis hin zu einem großen Stern, dem Weihnachtsstern. Tim hielt sich ganz fest, denn die Fahrt ging rasend schnell. Als der Mondstrahl Tim auf dem Weihnachtsstern absetzte, war er im ersten Moment wie benommen. Strahlende Helle umgab ihn, dass er sich wie geblendet fühlte. „Du wolltest wissen, ob es mich gibt?“ Sprach eine Stimme zu Tim. „Ja“ antwortete dieser etwas schüchtern. „Nun siehst du, dass es mich gibt! Komm setz dich, ich will dir eine Geschichte erzählen“ sprach nun freundlich der Stern zu ihm. Gerne kam Tim der Aufforderung nach. Alles war hier so kuschelig weich und warm wie in seinem Bettchen nur viel, viel schöner.

„Vor zweitausend Jahren, war ich ein Stern wie jeder andere“ begann der Weihnachtsstern zu erzählen. „Gott Vater ging von Stern zu Stern den Himmel entlang. „Ich habe eine besondere Aufgabe für einen von euch“, sagte er. Als er uns alle gesehen hatte, erwählte er mich. „Ich werde meinen Sohn auf die Erde senden und du sollst es aller Welt anzeigen. Du wirst ab sofort ein besonderer Stern sein - der Weihnachtsstern. Dein Glanz wird hell zur Erde strahlen, dass die Menschen dich sofort erkennen werden.“ So bekam ich meine Aufgabe.“ Der Stern erzählte noch weiter, von der Geburt des Jesuskindes, von den Hirten, die ihn sahen und von den drei heiligen Königen, die ihm folgten. Aufmerksam hörte Tim ihm zu. „Jetzt weiß ich, dass es dich gibt“, sagte er freudig, als der Weihnachtsstern seine Erzählung beendet hatte. „Danke, dass ich dich besuchen durfte.“ „Jedes Jahr in der Weihnachtszeit erfülle ich einem Kind diesen Wunsch“, erzählte der Stern. „Für dich wird es nun Zeit zur Erde zurückzukehren. Bald ist die Nacht vorüber. Eine Bitte habe ich noch. Erzähle allen Kindern auf der Erde von mir und von der wahren Weihnachtsgeschichte.“ Gerne versprach es Timm, setzte sich auf den Mondstrahl und war bald wieder in seinem Bettchen. Als am Morgen die Mutti ins Zimmer trat waren Tims erste Worte „Mutti darf ich dir die Weihnachtsgeschichte erzählen?“ Die Mutti lächelte und meinte „gerne Tim, heute Abend unter dem Tannenbaum.“

Autorin: Christina Telker

 


7. Station: Kreuz Männerreih (Rüttersweg, nahe Klosterstraße)   (GoogleMaps)

Engel Lukas

Damals, als ein Engel verkündete, dass Jesus geboren sei, herrschte im Himmel große Aufregung. Alle Engelschöre wollten dem Jesuskind huldigen und ihm ein Halleluja singen. Lukas ein kleiner Engel, war aber zutiefst besorgt, denn auch er wollte am Lobgesang teilnehmen, aber seine Stimme klang seit jeher wie eingetrocknete Ölschmiere. Daher hatte Lukas auch schlechte Laune, obwohl es genug Grund zur Freude gab. „Ich muss üben, üben, üben!“, entschloss er sich dann blitzschnell. Er räusperte sich, holte tief Luft und dann kam auch schon das erste krächzende Halleluja über seine Lippen. „Halleluja! Halleluja! Halleluja!“ Seine Enttäuschung war groß, aber er versuchte es immer wieder, bis plötzlich ein anderer, davon genervter Engel ihn bei seinem Übungsgesang unterbrach. „Lukas! Das ist ja nicht zum Aushalten. Dein Rabengekrächze geht einem ja durch Mark und Bein!“ „Aber ich muss doch üben! Ich will doch dem Jesuskind mit meinem Gesang eine Freude machen!“, antwortete Lukas beleidigt. „Aber so geht das nicht!“ und der Engel zog ihn am Ärmel zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr. „Soll ich dir was verraten?“ Lukas nickte nur. „Besorge dir etwas Mandelöl und gib es dann in wenig Wasser. Damit gurgele dreimal kräftig auf. Das wirkt Wunder!“ So wie der Engel gesagt hatte, tat Lukas es auch. Voller Hoffnung setzte er danach seine Gesangsprobe fort. Aber seine Stimme klang immer noch wie ein verrostetes Reibeisen. „Es hat nichts geholfen!“, sagte er mit weinerlicher Stimme! „Was soll ich nur tun?“

Wieder ein anderer Engel hatte Lukas schon eine Zeit lang beobachtet. Auch er wollte Lukas einen gut gemeinten Rat geben. „Du musst heiße Milch mit viel süßem Bienenhonig und Tropfen Pfirsich Öl trinken. Davon wird deine Stimme einen sanften lieblichen Klang erhalten!“ Lukas tat wieder, was ihm der Engel geraten hatte. Er trank einen Becher, zwei Becher, drei Becher ... sechs Becher Milch mit Honig in der Hoffnung, seine Stimme würde danach klingen wie feinste Geigenmusik. Aber nichts! Auch dieses Mal war alle Mühe umsonst gewesen, seine Stimme klang weiterhin alt und müde.

Lukas war sehr, sehr traurig, denn die anderen Engel machten sich schon auf den Weg nach Bethlehem. Er wollte doch auch dem Heiland seine Ehre erweisen. Auf dem Weg zum Stall kam aber ein dritter Engel bei Lukas vorbei und sah ihn zerknirscht nach Bethlehem blicken. „Lukas! Was ist los? Kommst du nicht mit?“ „Ich kann nicht! Mein scheußlicher Gesang würde den Heiland der Welt nur verärgern!“ „Was redest du da für einen Unsinn! Auch meine Stimme gehört nicht zu den Besten, aber das Kind in der Krippe wird es spüren, dass mein Gesang von Herzen kommt! Also komm jetzt, bevor es zu spät ist!“ Lukas hatte keine Zeit mehr für lange Überlegungen, denn der Engel zog ihn einfach mit zum Stall nach Bethlehem. Der Engelschor und im Himmel und auf Erden ertönte das größte dankende Halleluja aller Zeiten. Als Engel Lukas das Kind in der Krippe liegen sah, klang auch sein Lied für ihn wunderschön.

Autorin: Anneliese Kranzberger

 


8. Station: Am Aufgang zum Klostergarten   (GoogleMaps)

Die Weihnachtsgeschichte 3. Teil (frei nach Wilfried Pioch)

Auf einem Feld in der Nähe von Bethlehem, der Stadt zu der Maria und Josef sich aufgemacht hatten, lagerten Hirten. Ihre Aufgabe war es, auf die Schafherden und die Ziegenherden von verschiedenen Bauern aus dieser Gegend aufzupassen. Sie mussten die Herden vor wilden Tieren und vor Dieben schützen. Darum durften sie nachts nicht schlafen. Die Hirten waren sehr arme Männer. Sie bekamen nur wenig Lohn für ihre Arbeit. Doch in dieser Nacht geschah etwas Großartiges.

Es war kalt und die Hirten saßen am Feuer und wärmten sich. Plötzlich sagte einer von ihnen: „Seht da! Was ist das bloß? Es wird hell mitten in der Nacht!" In dem Licht sahen sie eine helle Gestalt. Es war ein Engel. Sie erschraken und fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht. Ich bringe euch eine gute Nachricht, die euch und alle Menschen froh machen wird. Ein Menschenkind wurde heute geboren, das wird einmal der Welt die Rettung bringen. Dieses Kind ist der Heiland der Welt, auf den so viele Menschen schon lange warten. Er ist in Bethlehem geboren, in der Stadt, aus der einst der König David kam. Geht hin und seht selbst. Das Kind ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe." Die Hirten wagten kaum, sich zu rühren. Es wurde noch heller am Himmel, und es war ihnen so, als ob sie Musik hörten und viele Stimmen sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden für alle Menschen, denn Gott hat sie lieb."

Dann war wieder alles dunkel am Himmel, und nur der Feuerschein gab den Hirten etwas Licht. Eine lange Zeit schwiegen sie und konnten kaum begreifen, was sie da eben erlebt hatten. Doch dann sagte einer: „Kommt, lasst uns nach Bethlehem gehen und dieses Kind suchen, von dem der Engel gesprochen hat."

Gebet:
Wir beten mit den Worten der Engel:
Ehre sei Gott in der Höhe
und Frieden auf Erden den
Menschen seines Wohlgefallens.
Amen


9. Station im Klostergarten   (GoogleMaps)

Die Weihnachtsgeschichte 4. Teil (frei nach Wilfried Pioch)

Als Maria und Josef nach langer Wanderung endlich in Bethlehem ankamen, klopften Sie bei vielen Häusern an und fragten: „Könnt ihr uns aufnehmen? Wir sind wegen der Volkszählung unterwegs." „Wir haben selbst zu wenig Platz", gaben die meisten zur Antwort. „Fragt doch im Gasthaus", sagten andere.
Die Herbergen für Reisende waren schon überfüllt. Es waren einfach zu viele Menschen unterwegs. Doch Maria spürte, dass jetzt bald das Kind geboren werden würde. Sie fanden einen Gastwirt, der Mitleid hatte und ihnen erlaubte, im Stall bei seinem Ochsen zu übernachten. So fand auch der Esel, der Maria nach Bethlehem getragen hatte, einen guten Platz.

In diesem Stall der Herberge wurde mitten in der Nacht Marias Baby geboren. Josef nahm das kleine Kind in die Arme. Liebevoll sah er es an. Er überlegte, wo er es nun hinlegen sollte. „Sieh hier, Maria, das wird das Bett für unser Kind", sagte Josef. Er nahm die Futterkrippe, aus der sonst die Tiere fraßen, und legte Stroh hinein. In ihrem Gepäck hatten sie weiße Tücher mitgebracht. Damit konnte Josef nun aus der Futterkrippe ein Bettchen machen. Das Baby wurde in Windeln und Tücher warm eingewickelt und dann in die Krippe gelegt.

Noch in dieser Nacht kamen die ersten Besucher. Es waren die Hirten, die sich auf den Weg gemacht hatten, das Kind, von dem die Engel gesprochen hatten, zu suchen. Als sie Maria, Josef und das Kind in dem Stall fanden, war ihre Freude groß. Genau wie der Engel gesagt hatte, lag das Kind in einer Futterkrippe. Sie hatten also nicht geträumt. Dann würde sicher auch wahr werden, was sie von den Engeln gehört hatten.

Sie knieten bei der Krippe nieder und dankten Gott für dieses Kind. Dann erzählten sie Maria und Josef, was der Engel ihnen gesagt hatte. Ein Hirte sagte: „Euer Kind wird gewiss einmal uns armen Leuten helfen." „Nein", sagte ein anderer, „dieses Kind wird allen Menschen helfen. So hat es der Engel gesagt." „Durch dieses Kind kommt eines Tages Frieden auf die Erde. Das haben die Engel gesungen", sagte ein dritter. Nach einer Weile fügte er noch hinzu: „Und wenn erst der Friede da ist, dann werden die armen Menschen nicht mehr hungern."

Als die Hirten nach einigen Stunden wieder zurück zu ihren Schafen gingen, erzählten sie allen Leuten, die sie trafen, von diesem Kind und von der Botschaft der Engel. Bis zum Morgen sangen sie viele frohe Lieder von Gottes Liebe zu den Menschen.

Einige Tage später sahen auch die Sterndeuter die Stadt Bethlehem vor sich liegen. Als sie die Stadt erreichten wurde es bereits dunkel. „Seht nur, gerade über Bethlehem leuchtet der helle Stern des neuen Königs", rief einer von ihnen voll Freude. Nun gingen sie genau in die Richtung des Sternes. Und dann standen sie vor einem Stall. Es sah so aus, als schiene der Stern genau über diesem Haus. „Kann das hier richtig sein, ein Königskind in einem Stall?" meinte einer der Sterndeuter. „Vielleicht wird dieser besondere König ganz arm geboren, weil er später für die Armen eintreten wird", meinte ein anderer.

Einer hatte inzwischen die Tür des Stalles geöffnet. Die Freude war groß, als sie tatsächlich Eltern mit einem kleinen Kind im Stall fanden. Sie knieten vor dem Kind nieder, als wenn es schon ein mächtiger König wäre. Sie dankten Gott, dass er sie ans Ziel ihrer Reise geführt hatte. Den Eltern aber erzählten sie von dem besonders großen Stern, der sie hergeführt hatte.

Josef und Maria hatten so viel Wunderbares bei der Geburt ihres Kindes erlebt. Nun glaubten sie ganz fest daran, dass Gott ihr Kind einen besonderen Weg führen würde.

Gebet:
Als Christkind wurdest Du geborn,
warst zu Großem auserkorn,
und doch warst Du ein Kind ganz klein,
es sollt in einer Krippe sein.
Als Christkind kamst Du auf die Welt,
Du hattest nichts - hattest kein Geld,
als König für uns Menschen all,
es war in einem Stall.
Als Christkind bist Du einst gekommen,
wir alle haben es vernommen,
drum gibt's bei uns ne große Freude,
wir feiern Deinen Tag, Herr, heute.
Amen
(Anette Pfeiffer-Klärle)

 

Der Pfarrausschuss Merten wünscht
Frohe Weihnachten!