b. Die neue Kirche.

Die alte Kirche war kaum groß genug, um der Hälfte der Besucher anständigen Platz zu bieten. Dessen ungeachtet würde in Anbetracht der zu bringenden Geldopfer die Gemeinde noch lange nicht zum Bau einer neuen Kirche geschritten sein, wenn nicht von anderer Seite Hilfe gekommen wäre. Sie kam, als im Jahre 1834 Pastor Abels die Pfarrstelle antrat. Um einen Baufonds ohne Belastung der Pfarreinwohner anzusammeln, versah derselbe Vicar- und Pfarrdienste und brachte so in dreißig Jahren die ansehnliche Summe von 12,000 Thalern für den neubau zusammen. Ein guter Vorgänger zieht viele Andere zur Nachfolge an. So fand die Gemeinde es nach dem Vorgange ihres Pfarrers nicht schwer, den noch fehlenden Betrag von etwa 5000 Thalern aufzubringen.

Als gegen das Jahr 1864 der Kirchenbau beschlossen und die Ausführung in nahe Aussicht gestellt war, entstanden Verhandlungen über die Wahl des Bauplanes. Der Kirchenvorstand beabsichtigte, nach einem Plane des Baumeisters Vincenz Statz zu bauen. Dieser wurde von der Regierung, welche einen Plan des Kreisbaumeisters wünschte, beanstandet und dabei auf den Zuschuß hingewiesen, den die Gemeinde zu dem Kirchenbau zu leisten habe. Gegen den Statz'schen Plan machte sie geltend, daß die Kirche demgemäß nicht die erforderliche Länge erhalten würde. Als hierauf die Gemeinde mit Einverständniß der Kirchenbehörde eine verlängerung in der Weite zugab, daß statt vier projectirter Fenster ein fünftes zugesetzt werde, erfolgte ohne fernere Schwierigkeit die erbetene Genehmigung der königlichen Regierung. Nun wurden die Bauarbeiten in Angriff genommen und rasch und wacker vollendet. Im Jahre 1865 wurden die Ziegel gebrannt. Das Baucomité stellte den Preis für tausend hartgebrannte Steine mit einem Unternehmer contactmäßig fest, und zwar sehr billig, so daß bedeutende Ersparnisse für die Kirche gemacht wurden.

Fuhrlohn war nicht zu zahlen, weil die Ziegelei fast unmittelbar neben der Baustelle gelegen war.  Im Herbst des Jahres 1865 wurde der Bau begonnen, Sonntag den 10. Mai 1866 von Pastor Abels unter Assistenz der benachbarten Geistlichen, in Gegenwart einer zahlreichen Volksmenge, der Grundstein gelegt und die Feier betreffende Urkunde in denselben eingesetzt.

Am 27. Oktober 1867 wurde die Kirche nebst drei Altären durch den hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Baudri feierlichst konsekriert und 230 Firmlingen das h. Sakrament der Firmung erteilt.

Schließlich eine kurze Beschreibung der Kirche. Die Verhältnisse sind folgende: Länge des Schiffes 80 Fuß, des Chores 24 Fuß, Gesamtbreite 45 Fuß, Höhe des Mittelschiffs circa 30 Fuß. Sehr schön ist der Turm der Kirche. Er geht in natürlicher, gefälliger Gliederung beim zweiten Absatz aus dem Viereck des Unterbaues in das Achteck über. Das Mauerwerk in reicher und zierlicher Ornamentik findet in dem schlanken Helm seinen harmonischen Abschluss. Das Ganze gewährt einen erhabenen Eindruck. Schön wäre der ganze Bau, wenn er nach meiner Ansicht nicht an einem Hauptgebrechen litte, -- wenn die Schiffe nicht zu niedrig wären. Die von Meister Fischer zu Quadrat im Jahre 1881 in gelungener Weise ausgeführte innere Dekoration der Kirche hat das bedrückende Gefühl bedeutend gemildert. Die Altäre sind aus grauem Sandstein nach der Zeichnung des Baurates Vincenz Statz in der Form einfacher Gepulchra gefertigt, der Hochaltar mit dem Relief der Agnus Dei geschmückt. Er ist dem h. Martinus, dem Patron der Kirche, geweiht, der Nebenaltar auf der Evangelienseite der h. Jungfrau Maria, der andere auf der Epistelseite dem h. Rochus. Die im Altarstein verschlossenen Reliquien sind Partiseln der Gebeine des h. Apostels Mathias, der h. Gregorius Spoletanus und heiliger Jungfrauen aus der Gesellschaft der h. Ursula. Die Kommunionbank, in Holz geschnitten, ist das Werk des Bildhauers M. Sieberts in Bonn; Kanzel und Beichtstühle besorgte Meister Johann Haag in Kuchenheim.

Im Jahre 1868 wurden drei neue Glocken von Meister Claren in Sieglar in den Tönen F , G , A , gegossen. Die größte Glocke hat die Aufschrift einer viel älteren, umgegossenen aus dem Jahre  1430 erhalten. Sie lautet:

SENTEN MARTIN HIESSEN ICH
ANNO 1430.

Bild des h. Martinus. - Die Höhe der Glocke ist 83, der Durchmesser 106 ctm.

Inschrift der zweiten Glocke :

IN HONOREM    B. M.  V.  SINE LABE CONCEPTA.

Bild der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria. - Die Höhe beträgt 78. der Durchmesser 99 ctm.

Inschrift der dritten Glocke:

IN HONOREM BEATAE BABARAE ET SANCTI ROCHI.

Im Jahre 1884 wurde eine neue Orgel von Meister Münchhoven, einem geborenem Mertener, geliefert, größtenteils ausgeführt von dessen Gehilfen Korn. Die Kosten im Betrage von 5100 Mark sind aus Ersparnissen der vakanten Pfarrstelle entnommen.