Vicarie

Johannes Rödesberg (Johannes Rödesberg scheint adeliger Abstammung und zwar von einem Rittersitz zu Rösberg zu sein. Nicht nur, dass sein Familienname mit dem Ortsnamen identisch ist, in der Gemeinde Rösberg lagen auch die meisten Güter seiner Stiftung), Canonicus an St. Aposteln zu Köln , stiftet zur Dotation des Barbara-Altars in der Pfarrkirche des Dorfes St. Martin „aus seinen Erbgütern und ewigen Einkünften einen Hof in St. Martin mit Haus, Weinkeller, Scheune, Wohnung, 3 ½ Morgen Weinberg, Obst- und Gemüsegarten in einem zusammenhängenden Stück, ferner einen Teich (palus ), genannt Altenbrug, den Hof Eiffelberg in Rödesberg, eine Mühle und die Feudalgüter, welche früher vom Herzog von Berg anhängig waren, das halbe Lehen genannt; 36 Morgen Busch, an der Rösberger Herren Mark gelegen, an Renten 40 Hühner, deren 25 von Eiffelberger Hof, item vom Hause der Eheleute Gerard Sceiffer und Puf, die übrigen von gewissen anderen Häusern daselbst geliefert werden."

Auf den Antrag der Testaments-Executoren, der Canoniker Lambert von Mörs und Gottfried von Luit an St. Severin zu Köln und Wilhelm von den zwei Bergen, Canonicus zu Bonn, genehmigte Erzbischof Friedrich im Jahre 1412 die Stiftung mit der Maßgabe, dass der zu ernennende Rector des Altars Priester sei oder qualifizirt, binnen Jahresfrist, von der Collation an gerechnet, zum Priester geweiht zu werden und geweiht werde; dass er die bei Hochämtern an gedachtem Altar dargebrachten Opfergaben dem Pfarrer zu St. Martin überweise, ferner, was bei Sterbefällen an den Altar gestiftet und vermacht werde, dem Pfarrer und der Kirche übergebe, ausgenommen der Güter und Erbschften, welche dem Altare selbst auf ewige Zeiten bestimmt sind oder werden.

Der Rektor des Altars ist testamentarisch verpflichtet, an demselben täglich oder wenigsten vier Mal die Woche zu passender Stunde nach Ritus und Willen des Pfarrers das h. Messopfer zu celebrieren, Residenz zu halten und dem Pfarrer bei dem täglichen Gottesdienste zur Hand zu sein. Er ist weder zum Beichthören in der Pfarre befugt, noch soll er sich Kranken zur Spendung der Sacramente anbieten. Die Besetzung der Stelle steht für das erste Mal den genannten Executoren zu, sodann den Ueberlebenden derselben, nach dem Tode Aller den beiden nächsten und ältesten Verwandten des Testators. Die kirchliche Einführung (institutio) wird dem Pastor zu St. Martin übertragen. In vorstehender Weise wurde die Stiftung des Canonicus Johann Rödesberg vom Erzbischof Friedrich III. genehmigt. Die auf dem Schloss zu Poppelsdorf ausgestellte Urkunde von 1412 wurde von Arnold de Solve, Pastor zu Merten unterschrieben.

In demselben Jahre machte Christian Söntgen an die Kirche zu Merten eine Fundation unter dem Titel, oder wie eine alte Aufzeichnung im Kirchenarchiv zu Fischenich sich ausdrückt, unter Anrufung (sub invocatione ) der h. Barbara und inserierte seine an St. Marien im Capitol kurmütigen Güter „salvo inre Capitolino".

In der Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Güter der Vicarie in nicht näher bekannter Weise der Stiftung entfremdet. Auf dem Wege langwieriger Processe wurden dieselben unter pastor Damian Kahmer im Jahre 1654 wiedergewonnen, bestehend in 89 Morgen Artsland, 3 ½ Morgen Weingarten sammt Drieschen (Gartengrund) und Buschen, einem Baumgarten neben Junker Ripperbrand und den Vätern der Gesellschaft Jesu (Ein Hof der Jesuiten lag in Trippelsdorf) in Köln, nebst Gräserei für drei Kühe, item drei Hofstätte (Das alte Schriftstück nennt die Bauplätze), wovon jährlich 28 Hühner einkamen, item eine Mühlengerechtsame, welche seit vielen Jahren verloren war. Um die Kosten der Prozesse zu decken, verpfändete Pfrarrer Kahmer vorgenannte Güter dem „Edeln und Hochgelehrten Herrn Heinrich Deckhoven (nebst Gemahlin Maria Deckhoven), der Rechten Doctoren, den 10.November 1654 für ein Capital von 200 Dahler". Vicar Peter Rospath legt das Capital am 11. November 1709 ab, indem er 200 Dahler zuu 4 Prozent bei freiherrn Dietrich Adolph Herrn zu Rösberg aufnimmt. Auch hier wird die Schuld getilgt, nach am 11. October 1713 Eheleute Johann Petrus Wirriges und Katharina Königswinter den Betrag vorgeschossen. Diese fundiren am 20.Januar 1731 mit reiflicher Überlegung und fester Resolution auf Eingebung Gottes des h. Geistes das Capital „zu Trost der ihrer Seelen".

Der gegenwärtige Güterbestand der Vicarie, ca. 20 Morgen Ackerland und 20 Morgen Holzung vertheilt sich wie folgt:

Gemeinde Merten            Hectar  8-83-26

Gemeinde Rösberg           Hectar  2-29-91

Am Swisterhof                    Hectar  2-35-70

Gemeinde Cardorf            Hectar  1-05-22
Hectar 14-54-09

Wie man sieht, ist der größere THeil der Länderei nebst Mühle, der sonstigen Erträge nicht zu gedenken, nach dem im Jahre 1654 auf ewige Zeiten verloren gegangen. Auf die Frage, wie das geschehen ist, such man vergebens nach einer Antwort.

Das alte Vicariehaus, zwischen dem Mühlenbach und dem Dorfe gelegen ist seit den ersten Decennien unseres Jahrhunderts verfallen und abgebrochen. Als die Vicariestelle nach langer Vacatur im Jahre 1867 wieder besetzt wurde, war keine Dienstwohnung vorhanden. Vicar schmidt war daher genötigt sich eine Wohnung zu miethen, ohne Entschädigung von der Gemeinde zu erhalten. Seit dem letzten Frühjahr 1882 bewohnt er das durch den Tod des Pfarrers vacant gewordene Pfarrhaus.

Die Stiftungsobliegenheiten anlangend genehmigte das Erzbischöfliche Generalvicariat unter Pastor Abels, dass jeden Sonntag eine, in der Woche zwei, in der andern Woche drei Applicationen der Stiftungsmessen, also durchschnittlich vier in jeder Woche stattfinden sollen.

Vicarie zur h. Barbara

Um das Jahr 1569 war nach Selenius der Kaplan von Hemmerich, Deservitor des Altars der h. Barbara in Merten. Das Präsentationsrecht hatte damals der Personalist zu Sechtem, vermuthlich ein Verwandter des Stifters.

Als spätere Inhaber der Stiftung sind folgende zu nennen:

  • Wilhelm Uedesheim, investirt im Jahre 1604
  • Wilhelm Krauthwig, gestorben 1708
  • Johann Simonis von Hagen, Pfarrer zu Merten, war Deservitor des Barbara-Altars 1712
  • Peter Rospath, „Altarist der heiligen Barbara zu Merten stellt im Jahre 1721 eine geschworene empfangende Hand auf dem Frohnhof zu Fischenich; errichtet eine Messenstiftung an die Pfarrkirche. Er starb am 19.3.1757 und wurde an St. Katharina zu Köln beerdigt.
  • F. Th. Mathai, um 1760
  • Edmund Klein , aus Lüftelberg, starb am 4. Juli 1763, wurde in der Pfarrkirche beerdigt.
  • Johannes Koenen, starb am 26.Mai 1793
  • Benedict Weidt, ehemaliger Augustiner, ist breits 1794 Beneficat der Barbara-Stiftung, verlegt, nachdem er kurze Zeit bei Pfarrer Abels im Pfarrhause zugebracht, seinen Wohnsitz nach Köln 1834. Nach ihm blieb die Vicarie 33 Jahre hindurch unbesetzt, zum Besten der neuen Pfarrkirche. Sodann erschien als Gehülfe des hochbetagten Pfarrers und als Reservist für den bevorstehenden Kulturkampf von der Fürsehung berufen, am 9. Oktober 1867
  • Gustav Schmidt, geboren zu Wissen am 5. August 1837, zum Priester geweiht am 2. September 1861, von da an bis zum Antritt hiesiger Stelle Vicar zu Much.